Postapokalypse 12 - Die Opfer des Groszen Geistes
Postapokalypse 12 – Die Opfer des großen GeistesKürzlich:Harlekim kam, nachdem er mit Nars und dessen Kindern in einem Dorf gefangen genommen worden war, an einem merkwürdigen Ort in eine sehr bizarre Situation. Gerade noch führte man ihn ab, dann fand er sich schon in dieser mystischen Umgebung wieder.Er war dabei in vielen Körpern zugleich eine große Zahl an Türmen hinaufzuklettern, die an jene aus der Ruinenstadt erinnerten.Es war ein aussichtsloser Wege, auch nur einen der Türme zu besteigen, ohne Ende nach oben oder unten.Er befand sich in der Dunkelheit des Weltengrundes, einem Meer, das man nicht oft zu sehen bekam. Etwas Besonderes geschah in Harlekims Leben.Er begegnete dem hochgewachsenen, würdevollen Mann mit huldreicher Ausstrahlung - dem Fährmann.Dieser erklärte, dass es eine Möglichkeit gebe, alles hinter sich zu lassen, wenn man in einem Leben nicht mehr weiterkam und das Verzagen einen übermannte, es keinen Auweg mehr gab.Nun stand Harlekim vor diesem Fährmann, der eine solche Macht hatte.Und so …Der ewig Jugendliche überlegte, ob es eine Möglichkeit für ihn wäre, einen Bund mit dem Fährmann einzugehen. Natürlich hatte es seinen Preis, in ein neues Leben, in eine andere Realität, zu einem anderem, von hier über gewöhnliche Pfade unerreichbaren Ort gebracht zu werden, eine zweiten Chance zu bekommen.Seine Sehnsucht zog ihn in zwei Richtungen: Er wollte einerseits alles hinter sich lassen, suchte die Ferne und das Land hinter dem Horizont, das man nie erreichte, wenn man bloß wanderte.Doch er lebte andererseits nicht für sich allein, und wie es sein persönlicher Glaube sah, etwas so Entscheidendes zu tun, war eine Frage für sich.„Kann man sich sein neues Leben aussuchen, zumindest Wünsche äußern?"Harlekim klang wie ein naives Kind, als er diese Frage stellte.Der Fährmann lächelte und antwortete:„Nein. Die Mechanismen der Existenz haben ihre Regeln. Ich bin nur ein Diener des Daseins."Dann schwiegen beide und blickten in die Weiten der See am Weltengrund, die am Rande der Welt an die Küste reichte, dies innerhalb einer „anderen Zone“, die über Zeit und Raum erhaben war. Das Schiff des Fährmanns wog sich auf dem Wasser hier am Hafen.„Ich will dieser Welt, all der Schuld, in die ich geraten bin und meiner Seele Strapazen entkommen, ja, aber … ich bin nicht ohne Perspektiven, auch wenn mein Herz viele Male gebrochen wurde. Ich muss hier wohl noch ein Versprechen erfüllen. Dann verlasse ich alles, was mich jetzt noch so quält."Harlekim stand einfach da, nachdem er dies beschlossen hatte und genoss diesen Moment, in dem die Zeit stillzustehen schien. Er war ruhig. Nur das Rauschen der Ferne erinnerte an die vielen Wege und Orte, die dort draußen lagen.Träume, Sehnsucht, Fantasien taten sich auf, als stünde der ewig Jugendliche in einem stummen Austausch mit dem Fährmann.Doch er irrte sich.Der Fährmann weinte, wenn er jemanden bergen musste, er beklagte dessen Scheitern. Es war nicht sein Wunsch, all die Verzweifelten in ihre Resignation zu geleiten.„Werde ich jemals wieder die Chance haben, dich zu ruf… … Wo ist er hin?“Die Situation um Harlekim verwandelte sich jäh, ja alles zerfloss, die Zeit machte einen Bogen und führte ihn zurück in sein Leben.„Was … was geschieht mit mir?“.Er sah sich um. Da standen all die Dorfbewohner um ihre Anführerin, eine kalt wirkende Frau, deren Jugend vergangen war, doch sie war auch noch nicht im Alter. Sie trug ein schwarzes, mit viele“ Schnörkeln verziertes Kleid, das ihre Weiblichkeit betonte. Das Dekolletee rief förmlich Harlekims Blick. Eine dunkle Erotik ging von ihr aus. Etwas schien ihn zur Sinnlichkeit reizen zu wollen. Aber wozu?Alle Frauen trugen derartige Kleider, die Männer waren ebenfalls in Schwarz gehüllt. Sie alle waren auf ihren blassen Gesichtern geschminkt, meist schwarz, weiß und rot.Harlekim bemerkte eine düstere Aura, die sich hinter dieser unnatürlichen, oberflächlichen Eleganz verbarg, sie nur als dünne Schicht nutzte, wie die aufgetragenen Farben in den Gesichtern der Menschen hier.Man hatte hier viel aus alten Maschinen gebaut. Die Technik wurde auf eine unersichtliche Art reaktiviert, war umfunktioniert worden.Ein Scheinwerfer leuchtete auf die auf einem Podest stehende mächtige Frau, die ins Leere blickte.Sie hob schließlich ihre rechte Hand. Sofort stellten alle ihre Gespräche ein.Da sah Harlekim Nars, Lukan und Lin?Es standen bewaffnete Männer neben ihnen und hielten sie an den Armen.Der Blick des Mannes war voller Sorge, während sein Geist aber das Licht des Gebets herbeirief.Harlekim war eben erst zu sich gekommen, nachdem er aber bloß für Momente weggetreten war.Allmählich sog die Situation die Wahrnehmung aus dem Inneren des ewig Jugendlichen hervor.In der Dämmerung, die nicht mehr wich, wirkten düstere Orte so, als wäre ihre Zeit gekommen. Die Dunkelheit lebte auf. Die Schwelle zwischen Licht und Finsternis wurde zur Bühne eines bizarren Tanzes.Die Herrin des Dorfes begann mit lauter Stimme zu sprechen:„Wir haben eine Bürde auferlegt bekommen, um zu überleben. Der große Geist, dem wir gehören, muss zufriedengestellt werden. Er duldet keinen Widerspruch. Er führt Menschen in das Tal, wir nehmen sie gefangen und opfern sie, zumindest einen aus einer Gruppe. Ich bestimme, wer das sein soll. Kinder stimmen ihn sehr zufrieden, doch …,“ Sie blickte zu Nars.„Nehmt dennoch mich. Ich werde doch ausreichen!", rief der Vater, der in der Nähe von Harlekim stand. Er versuchte sich loszureißen, doch man hielt ihn nieder.Er blickte zu Harlekim und erinnerte sich an dessen Worte in der Ruinenstadt: „Was aber, wenn du im Kampf um eines der beiden Kinder fällst? Was wird dann aus ihnen? Wo sollen sie hin?“ Dies waren Harlekims Worte gewesen.Doch sollte er eines seiner Kinder als Opfer hergeben, um dann weiterzuziehen? Wie könnte ein Vater das zulassen?Harlekim blickte Nars an und zeigte ihm mit einem Blick, dass er nicht aufgeben sollte. Der Junge hatte ein starkes Herz. Nun setzte er es ein.„Ich bin allein auf meiner Reise. Meine Dienste, diese drei Menschen zu schützen, habe ich ihnen versprochen. Nun kann ich mich als ihr Schild erweisen. Verschont die Kinder und ihren Vater … bitte! Ich würde an ihre Stelle treten, wenn dies eine Möglichkeit ist!"Die Herrin des Dorfes hatte sich angehört, was die Gefangenen zu sagen hatten. Sie überlegte, tat zumindest so, dies, ohne jemanden zu Rate zu ziehen.Das fiel Harlekim auf.„Es sei so, wie der Krieger gesagt hat! Los bringt ihn auf den Hügel!“Harlekim lächelte Lukan und Lin zu, die ihn traurig anblickten. Sie weinten nicht, doch ihr Blick verriet, dass sie zu schätzen wussten, was er für sie tat. Das war Dank genug für Harlekim. Außerdem hatte er nicht vor, kampflos auch nur einen von ihnen zur Opfergabe an einen „großen Geist“ machen zu lassen.Es gab nun mal Geister, die sich in die Belange der Menschen einmischten.Vier Dorfbewohner führten ihn schließlich einen Hügel hinter dem Dorf hinauf.„Was ist das für ein Geist?", versuchte der Junge aus ihnen herauszubekommen.Auch wenn sie es vielleicht nicht verdient hatten, weil sie einem Götzen dienten, einem Dämon, wie er annahm, wollte Harlekim den „großen Geist“ binden, oder vernichten.„Es steht uns nicht zu über ihn zu erzählen. Er hat es uns untersagt, auch nur seinen Namen zu nennen. Wir tun, was wir tun müssen."„Und warum opfert ihr nicht eure Leute?"„Was denkst du denn?"Da steckte mehr dahinter. In Harlekim wurde ein Verdacht lauter, dass dies schon geschehen war.All die blassen Menschen.Ihre geistlosen Blicke.Das Schwarz ihrer Kleidung.Waren sie Diener oder sogar Opfer …?Harlekim überlegte, ob sie so das Dorf aufrechterhielten. Er hatte keine Kinder unter ihnen gesehen. Wurden diese wortkargen Kreaturen durch die Herrin zusammengehalten?Was war sie?Als sie oben waren, fesselten sie Harlekim an einen Pfahl und entflammten vier Fackeln um ihn. Jeder der Männer eine. Dann schlug einer auf einen Gong.Sie verließen diesen Ort.Kein Ritual, keine Zeremonie.Harlekim wollte keiner von ihnen werden. Dieses Dasein erschien ihm lediglich als Funke eines Menschenlebens.Es war vermutlich schlimmer als zu sterben und in neue, unbekannte Wege entlassen zu werden.Plötzlich kam ein Sturm auf. Es war ein wütender, rasender Sturmwind, der die Bäume ringsum bog. Die Fackeln hielten ihre Flammen. Dann wurde es, abgesehen von ihnen, stockdunkel.„Es geht los. Die Nacht hat begonnen." Harlekim versuchte sich loszureißen, doch die Fesseln waren zu fest.Unheimliche Laute kamen aus einer……„Man wird mir das Leben aussaugen."…dann von einer andern Richtung.„Ich will keiner dieser Willenlosen werden. Das wäre die Hölle …"Der Krieger war in Panik. Ein fauliger Geruch wurde immer intensiver.Etwas kam näher.Es röchelte hinter ihm.Er dachte an den Fährmann. Wie viel Zeit war wohl noch, ihn zu rufen? Würde er überhaupt auftauchen, um ihn mitzunehmen, nachdem er schon zugesagt hatte, hier Verantwortung zu übernehmen. Er war dabei, ihn leise zu rufen.Plötzlich endete der Sturm.Die Fackeln erloschen.Totenstille.Ende: Postapokalypse 12 - Die Opfer des großen Geistes,
Buvium
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